Whanganui River, Manawatu-Wanganui, New Zealand
Am Ausgangspunkt meiner Reise war der Weg das Ziel – nachdem mir der Weg aber überhaupt nicht gefällt, ist nun das Ziel weg. Lange Distanzen im Busch, auf Straßen oder über Wiesen zurückzulegen, ohne dabei wirklich schöne oder interessante Dinge zu sehen, ist auf Dauer langweilig. An den interessanten Hotspots kommt man auch nur zum Teil vorbei. Sportlich muss ich mir nichts beweisen, also gibt’s wieder mal eine Planänderung. Künftig werde ich nicht mehr dem TeAraroa folgen, sondern soweit möglich entlang der Great Walks, in einer Reihe von mehrtägigen Wanderungen durch Neuseelands Nationalparks in Richtung Süden streunen.
Der Erste dieser Great Walks war das Tongariro-Crossing im Zentrum der Nordinsel – die Querung von Vulkanen die sich wie an einer Perlenkette aufgereiht entlang einer tektonischen Verwerfung befinden. Dieser Treck gehört zu den beliebtesten in Neuseeland, dementsprechend überlaufen war er.
Geplant war den Mt. Ngauruhoe mit etwas mehr als 2.200 m Seehöhe zu besteigen. Dieser Berg ist bekannt aus der „Herr der Ringe“ – Trilogie als Mt. Doom. Bei der Annäherung konnte ich ihn noch sehen, aber sobald er in Reichweite war, zogen die Wolken zu, wurden das Wetter immer schlechter, so dass der Aufstieg keinen Sinn machte.
Herrliches Wetter in den darauffolgenden Tagen war angesagt für den nächsten Great Walk. Eine 3-tägige Kajak-Tour entlang des Whanganui – Rivers. Nachdem man nicht alleine fahren (zumindest starten) darf, wurde ich in eine Gruppe mit zwei jungen deutschen Medizinern die über mehrere Monate an einem Neuseeländischen Krankenhaus ein Praktikum absolvierten, gesteckt.
Die beiden hatten ein Kanu bekommen, in dem sie die 3 Tage ziemlich trocken den Fluss runter kamen. Als einzelnem Fahrer wurde mir ein Kajak zugeteilt mit dem Nachteil, dass ich eigentlich die gesamte Fahrt im Wasser saß. Die persönlichen Sachen waren zwar in Fässern und einem wasserdichten Sack verstaut, die Hose und die Schuhe mit den darunter liegenden Körperteilen waren dafür durchgehend nass.
Diese 3 Tage auf dem Fluss ist man Selbstversorger, d.h. die Verpflegung und das Kochgeschirr musste man selbst mitbringen. Nachdem auch von anderen Bootsverleihen 3 weitere Kanu’s zur selben Zeit starteten, waren also zur gleichen Zeit immer 5 Boote mit 9 Personen auf dem Fluss unterwegs, die sich unterwegs oder Abends an den Rastplätzen trafen. Ich schlug mein Zelt auf, während sich die anderen in die Hütten eingemietet hatten.
Die Fahrt entlang des Flusses war traumhaft, es ging durch enge Schluchten vorbei an mit Busch bewaldeten Hängen, das Wasser war die meiste Zeit ruhig mit geringer Strömung, gelegentliche Stromschnellen sorgten für etwas Aufregung, waren aber definitiv kein ernsthaftes Problem. Für mich war der Fluss zu ruhig – nicht wegen der Action sondern weil man wegen der schwachen Strömung mehr paddeln musste, gerade wenn dann Gegenwind die Schlucht heraufzog, war das ziemlich Anstrengend – schließlich saß man 6 – 8 Stunden täglich im Boot.
Die „Bridge to nowhere“ ist die Attraktion auf dieser Tour – vor ungefähr einhundert Jahren wurde hier im abgelegen Busch eine Brücke gebaut, in der Hoffnung, dass die dazugehörige Straße zur Besiedelung dieses abgelegenen Landstriches folgen würde. Die Straße wurde nie realisiert, dafür hat man jetzt einen hervorragenden Aussichtspunkt.
Der letzte Tag sollte prognostiziert der Schwierigste werden, mehrere große Stromschnellen, davon welche mit 1 1/2 Metern Höhe seien zu überwinden und eigentlich müssten wir alle ins Wasser fallen. Die Rangerin an der letzten Hütte, eine Maori-Frau mit dem Namen Wai, gab uns vor der Abfahrt noch die letzten Instruktionen, wie die Stromschnellen zu passieren seien. Gerade mir, mit meinem Kajak gab sie Null Chance, ohne ins Wasser zu fallen durchzukommen.
Es wurde sehr spannend aufbereitet, leider war die Realität bei weitem nicht so aufregend. Die Stromschnellen waren sicherlich höher und schneller als die weiter Flussaufwärts, aber ins Wasser ist niemand gefallen.
So long, Heinz