Shekhawati, Rajasthan
In Mandawa befindet sich ein altes Fort, also eine indischer Palast, das zu einem Hotel und Restaurant umgebaut wurde. Wie wir erfuhren, fand dort an einem Abend eine indische Hochzeit statt, für uns ergab sich dadurch die Gelegenheit, bei so einem Spektakel reicher Inder dabei zu sein. Wir entschieden uns, schon zuvor tagsüber den Palast zu besuchen und konnten deshalb die ersten Vorbereitungen beobachten.
Bis zum Abend waren die Vorbereitungen abgeschlossen und die Hochzeitsgäste konnten kommen.
Die meisten Ehen in Indien sind arrangiert. Die Eltern des Brautpaares suchen den jeweiligen Partner aus, wenn man Glück hat, bekommt man ein Photo des zukünftigen Ehepartners zu Gesicht. Das erste Zusammentreffen der Brautleute erfolgt dann während der Hochzeitszeremonie. Außerhalb der eigenen Kaste zu heiraten gilt als unmöglich – Reich heiratet Reich, Arm heiratet Arm. In diesem Fall handelt es sich um eine Hochzeit reicher Familien. Da können dann schon Tausend Hochzeitsgäste kommen und die Hochzeit mehrere Millionen Euro kosten.
Wir haben uns unter die normalen Hotelgäste gemischt und dem Spektakel über mehrere Stunden beigewohnt.
Der Bräutigam hatte sich bereits mit einigen Hochzeitsgästen im Restaurant befunden und wurde hochoffiziell mit Musik auf einem Pferd davon geführt, um am Ende in seinem Hochzeitsanzug auf einem Elefanten in den Innenhof des Forts zu reiten.
Bis er zurück kam, dauerte es einige Zeit, die Leute mussten sich gedulden. Der Herr im gelben Hemd war der Vater der Braut. Er hat wahrscheinlich deshalb so grantig geschaut, weil der den ganzen Spaß bezahlen darf. Ich weiß nicht, ob es bei dieser Hochzeit das selbe war, aber es gibt auch heute noch den Brauch, dass der Bräutigam vom Brautvater als Mitgift in Gold aufgewogen wird. Aus Erzählungen weiß ich, dass es bei Bräutigamen in so einem Fall nicht ungewöhnlich ist, zwischen der Einwilligung zur Hochzeit und der wirklichen Hochzeit 20-30 Kg zuzunehmen. Jedes Kg Körperfett ist pures Geld.
Der Innenhof wird verdunkelt und unter überlauter Musik werden sowohl der Bräutigam auf seinem Elefanten und die Braut am Balkon von Spot-Scheinwerfern beleuchtet.
Während der Bräutigam auf dem vorbereiteten Thron Platz nimmt, wird die Braut unter dem Jubel der Anwesenden unter einem Baldachin aus weißen und roten Blumen zu Bräutigam geführt.
Auf der Bühne treffen die beiden zum ersten Mal zusammen und hängen sich als Zeichen des Ehebundes gegenseitig eine Blumenkette um. Danach gibt es – so wie übrigens auch bei uns üblich – die obligatorischen Fotos mit den Verwandten. Das war exakt der richtige Zeitpunkt um sich zu verabschieden, weil bei der Anzahl von Hochzeitsgästen kann das wiederum Stunden dauern.
Es hat richtig Spaß gemacht, einer solchen Hochzeit beizuwohnen – ich hatte davor schon von der Farbenpracht und dem zur Schau gestellten Prunk indischer Hochzeiten in reichen Familien gehört, dachte aber nie, selbst einmal die Gelegenheit zu bekommen dabei zu sein.
Für uns geht’s jetzt weiter nach Jaipur, der Hauptstadt Rajastans.
LG Heinz