İstanbul, Turkey
Das goldene Horn
Wer bereits in Südamerika oder Asien als Individualreisender unterwegs war, weiß es zu schätzen wenn man für 15 € pro Nacht ein Zimmer mit sauberer Bettwäsche, eigener Dusche und Sat-TV für die anstehenden Champions-League Übertragungen erhält. Das Motorrad musste zwar am Gehsteig abgestellt und angekettet werden, war aber 24h am Tag im Blickwinkel des Portiers.
Elementare Details, die über schmuddelige Teppiche, Löcher in den Wänden oder großflächigen Schimmel im Bad hinwegsehen lassen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass hier mit einem Aufenthalt von mindestens einer Woche zu rechnen war.
Ein Anruf beim Usbekischen Konsulat in Istanbul brachte mir die dringende „Empfehlung“, für die Abwicklung des Visum-Antrages die Hilfe eines bestimmten Vermittlers in Anspruch zu nehmen. Man könne mir dafür eine geeignete Agentur nennen. Dieser Vorschlag war so formuliert, dass ich ihn befolgen musste, wollte ich nicht unnötige Verzögerungen bei der Ausstellung des Visums riskieren. Das Problem liegt in der Tatsache, dass man für die Ausstellung eines Touristenvisums in den meisten zentralasiatischen Staaten eine offizielle Einladung (LOI) aus dem jeweiligen Land benötigt. Ohne eigene Kontakte vor Ort ist diese kaum kurzfristig zu bekommen. Dieser Prozess ist natürlich mit entsprechenden Kosten für die Vermittlung verbunden, aus denen alle Beteiligten ihren Anteil schöpfen. Sollte man irrtümlicherweise mit einem eigenen LOI bei der Botschaft auftauchen, läuft man Gefahr, dass die Bearbeitung ohne zusätzliche Gebühr entsprechend länger, d.h. z.B. zwei Wochen oder mehr benötigt.
Das turkmenische Konsulat verzichtete auf die Vermittlungstätigkeit Dritter, nachdem klar wurde,
dass es sich nur um ein Transitvisum ohne LOI handelte.
Obwohl ich während der Wartezeit noch zwei fadenscheinige Attacken des Vermittlers auf mein Budget abwehren musste, lief der ganze Prozess besser als befürchtet – so bekam ich genau eine Woche nach Antragstellung meine beiden Visa für Turkmenistan und Usbekistan ausgehändigt.
Der Stadtteil Aksaray ist so zentral gelegen, dass von hier aus die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Einkaufsstraßen zu Fuß zu erreichen sind. Genau richtig, da ich die Wartezeit mit Sightseeing, Einkaufen – die zerstörte Ausrüstung gehört ersetzt – und Cay trinken in den unzähligen Teehäusern und Lokalen zu vertrödeln gedenke.
Teehaus im Grand Bazar
Ich war bereits fünf mal zuvor in Istanbul, das letzte Mal vor 20 Jahren. Es ist faszinierend wie sich die Stadt in diesem Zeitraum verändert hat. Im Gegensatz zu damals ist Istanbul heute eine moderne, nach westlichen Maßstäben kosmopolitische, saubere Stadt. Der natürliche, orientalische Charme hat sich für mich leider in eine aufgesetztes, künstliches Flair gewandelt, genau so wie sich eben Millionen von europäischen Touristen den Orient vorstellen – und dieser Vorstellung möchte man eben entsprechen. Die Luxus-Shops und In-Lokale sind durchgehend mit W-Lan ausgestattet und könnten in jeder Metropole beheimatet sein. Die Jugend ist gut gebildet, die meisten sprechen zumindest Englisch. Einzig die fünf mal am Tag in der ganzen Stadt zu vernehmenden Rufe der Muezzins zeugen noch von einer anderen, für uns ungewohnte Kultur.
Die interessantesten Sehenswürdigkeiten waren innerhalb von 2-3 Tagen besichtigt, das Einkaufen schnell erledigt, also blieb genug Zeit um die weitere Route durch die Türkei zu etwas umfangreicher zu planen. Insgesamt 3 Wochen bis zur Einreise in Turkmenistan lassen einen breiten Spielraum für eine Reihe von
Aktivitäten offen.