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Seidenstraße & Pamirs #10 – Von Samarkand zu den Seidenraupen

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Übersicht

Samarkand, Uzbekistan

Die lokale Story – was so passiert ist

Die Weiterfahrt nach Samarkand war problemlos, die Landschaft veraendert sich auf dieser Strecke merklich. Die letzten 3 Wochen verbrachte ich hauptsaechlich im Sand und Staub der Wuesten und Steppen, um so angenehmer wurde das Gruen der Felder und Wiesen, je weiter ich nach Osten kam. Am offensichtlichsten ist der Wandel in Samarkand selbst – mit seinen Parks und Alleen war diese Stadt aeusserst sympathisch und der bisherige Hoehepunkt meiner Reise.

Kein Name ist so stark mit der Seidenstrasse verbunden wie Samarkand. Fuer die meisten Menschen klingen die verzaubernden Worte aus Sherazades Maerchen aus Tausend und einer Nacht mit all ihrem Reiz nach. Beim Blick ueber die Stadt fallen die Minarette und Medresen mit ihren blauen Kuppeln, ueber und ueber verziert mit handbemalten Majolika (den handbemalten Kacheln) ins Auge, zeugen die ueberlebensgrossen Monumente des Mongolenfuersten Timurs von der bewegten Geschichte.

Samarkand ist mit ungefaehr 2500 Jahren eine der aeltesten Staedte der Welt und wurde bereits von Alexander dem Grossen erobert. Unter Dschigis Khan zerstoert, war dieser Umschlagplatz der Seidenstrasse unter Timur die Hauptstadt des Reiches und galt als schoenste und bedeutendste Stadt der Welt. (14. Jhdt.)

Der Rigestan mit den drei rechtwinkelig zueinander angeordneten Medresen Ulughbek (eine der aeltesten in Zentralasien, gilt als Musterbeispiel islamischer Hochschulen), Tell-kari und Schir-dar sind heute ein gemeinsames grosses Museum.

Das palastartige Mausoleum Gur-e Amir mit dem Grabmal Timurs

Schah-e Sende – die Stadt der Toten in den Huegeln von Afrosiab mit einer ganzen Strasse von Grabbauten – deren betreten war noch zu Beginn des 20. Jhdts fuer nicht Glaeubige verboten.

Die Moschee Bibi Hanim war im Mittelalter die schoenste des Orients – im Schatten der Baeume des Innenhofs disktuieren Maenner nach dem Gebet.

Hodscha Ismail – ca. 30 km ausserhalb von Samarkand liegt einer der heiligsten muslimischen Staetten – das mit Alabaster, Onyx, Marmor und Kacheln verzierte Grabmal von Muhammad ibn Ismail al Buchari (810-870) – Die von ihm verfasste Sunna (Sammlung der Hadithen) bilden neben dem Koran die Hauptquelle der Glaubenslehre.

Die Unterkunft im Zentrum lag direkt neben dem Registan – im B&B Bahodir war auf Grund des internationalen Publikums der Aufenthalt dermassen angenehm, dass ich meine geplante Abreise gleich um einige Tage verschob. Jeden Abend gemeinsames Abendessen, ein paar Flaschen Vodka in einer Runde von Schweizern, Franzosen, Indern, Spaniern, Australiern, Argentiniern, Russen und Deutschen, dazu die passenden Geschichten aus allen Teilen der Welt lassen die Zeit schnell vergehen.

Tashkent mit seinen 2 Millionen Einwohner ist im Vergleich zu Samarkand eine Stadt ohne Gesicht. Ohne erkennbares Stadtzentrum durchziehen breite, grosszuegige Allen mit 3 Fahrstreifen pro Spur die Hauptstadt Usbekistans. Staus gibt es keine, westliche Boutiquen und Bars sind reichlich vorhanden und wenn man moechte, kann man um die Ecke in eine Pizzaria italienisch Essen gehen. Jedes Auto ist gleichzeitig Taxi, Private nehmen Mitfahrer gegen eine geringe Gebuehr mit und im Hotel Tashkent Palace kann man sich mit dem Laptop in die Lobby setzen und gratis Wifi nutzen. Die Menschen hier sind hellhaeutiger, rote Haare und blaue Augen sind keine Seltenheit. Ein Relikt aus Zeiten der Sowjetherrschaft, als alle verantwortungsvollen Posten der lokalen Industrie mit Fachkraeften und Spezialisten vom grossen Bruder aus dem Norden besetzt waren.

Das Sehenswerteste waren die in der Sowjetzeit entstandenen U-Bahn Stationen.

Ich musste mein Visum fuer Tajikistan hier besorgen. Normalerweise benoetigen Europaeer kein Einladungsschreiben (LOI) dafuer, aber der Botschafter hier besteht trotzdem darauf. Nachdem ich in Tajikistan wegen des Trekkings laenger als 30 Tage bleiben wollte, musste ich einen Weg finden dies zu umgehen, weil die moegliche Verlaengerung in Dushanbe mit einer zeitlich begrenzten Einladung sehr kompliziert wird.
Direkt neben der Botschaft konnte ich eine Agentur finden, die alles fuer mich gegen eine Gebuehr erledigte – 100 USD Visum fuer 30 Tage und 35 USD Bearbeitungskosten. Problemlos konnte ich nach 3 Tagen den Pass mit dem Visum entgegennehmen – damit sollte der Verlaengerung meiner Aufenthaltsdauer bei Bedarf in Tajikistan nichts mehr im Wege stehen.

Das Fergana Tal gilt eigentlich als das urspruenglichste Usbekistan und ist gleichzeitig das Zentrum der Seidenproduktion.
Usbekistan ist der 3.Groesste Seidenexporteur der Welt. Die Seidenproduktion ist Monopol des Staates, die Larven werden den Bauern zur Aufzucht uebergeben und die fertigen Kokons werden zurueckgekauft.
Fuer die Aufzucht einer Hand voll Larven (ca. 30 Gram) benoetigt man 4 Raeume, die Raupen fressen ausschliesslich die Blaetter des Maulbeerbaumes. Sie werden 5x taeglich mit frische aesten versorgt, am Beginn mit ca. 3 Kg am Tag, kurz vor der Verpuppung mit ca. 300 Kg pro Tag. Nachdem sich die Raupen verpuppen, werden sie von den Bauern mit heissem Dampf abgetoetet. Als Ergebnis koennen sie ca. 100 – 120 Kg an Kokons abliefern. Aus einem Kilo der Kokons ensteht ungefaehr 400 Gramm Rohseide.
Die Aufzucht direkt auf den Bauernhoefen kann man nicht besichtigen, weil die Bauern der Meinung sind, dass die Raupen Menschen riechen koennen – deshalb darf waehrend der gesamten Aufzucht so ein Raum nur von einer Person betreten werden.

Unter Einsatz von heissem Wasser wird aus den Kokons Seide – 30 Faeden werden dabei zu einem Garn gesponnen.Mit natuerlichen Faerbemitteln wie z.B. Gemuese, Pflanzen oder Fruechten wird den fertigen Seidenstraengen die richtige Farbe verliehen. Das Knuepfen von Seidenteppichen verlangt Ausdauer – 3 Monate werden fuer 90 cm Teppich benoetigt. Die Knuepfarbeiten werden hauptsaechlich von jungen Maedchen erledigt, sie haben die besseren Augen und zartere Finger. An den Webstuehlen wird die Seide per Hand zu Schals und Tuechern weiterverarbeitet. Auch alte Maschinen sind noch im Einsatz – diese Webmaschinen dienten vor und waehrend des 2. Weltkrieges zur Herstellung von Fallschirmseide fuer das Militaer – heute werden damit Seidenstoffe fuer die Kleiderproduktion gewebt.

Diese beiden Franzosen hatte ich in der Seidenfabrik getroffen – sie waren gezwungen ihre Fahrt durch den Pamir abbrechen, weil sie mit ihrem Fahrzeug in Tajikistan in eine Steinlawine geraten waren. Der Jeep wurde erheblich beschaedigt und musste in Dushanbe repariert werden.

In Khokand hatte ich eine Nacht im bis jetzt schlechtesten Hotel seit meiner Reise verbracht – leider war es das Einzige vor Ort. Auf der Suche nach einer neuen Unterkunft fuer die 2. Nacht wurde ich von einer usbekischen Familie „aufgelesen“ – sie hatten mich von der Strasse weg eingeladen, die Nacht bei ihnen zu verbringen. Bei Bier und Plov fuehrten wir den ganzen Abend lang ein interessantes Gespraech, obwohl ich kaum Russisch und sie kein Englisch sprach – aber irgendwie haben wir uns doch verstanden.

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