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#8 – Ho Chi Minh Trail in Richtung Norden

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Khe Sanh, Hương Hóa, Quảng Trị Province, Vietnam

Entlang der Grenze zu Laos und Kambodscha wurde während des Vietnam-Krieges der Nachschub durch unwegsames Gelände für die Nord-vietnamesischen Truppen organisiert. Diese als Ho Chi Minh Pfad bekannten Wege und Lehmpisten wurden seither ausgebaut und sind in der Zwischenzeit als ganz normale Straße zu befahren.

Mein nächstes Ziel ist der Nationalpark Phong Nha ungefähr 400 km nord-westlich von Hue. Zuerst geht es einmal 60 km nach Westen um danach auf den Ho Chi Minh Trail in Richtung Norden abzubiegen. Auch auf dieser Strecke kommt man an bekannten Orten vergangener Schlachten vorbei – wie z.B. dem Hamburger Hill oder Khe Sanh. Der Name Hamburger Hill hat nichts mit der Norddeutschen Stadt Hamburg zu tun, sondern orientiert sich an dem in den USA außerordentlich beliebten Fast-Food. Die Gefechte um diesen, für beide Seiten am Ende unbedeutenden Hügel waren so entsetzlich, dass die Soldaten sinnbildlich zu Hackfleisch verarbeitet wurden. Dieser Hügel liegt etwas abseits der Straße – um ihn zu besichtigen muß man sich von der lokalen Behörde eine Genehmigung einholen und verpflichtend einen Führer engagieren. Der Grund dafür liegt darin, dass der Ho Chi Minh Pfad während des Krieges – gleich wie Laos und Kambodscha – mit Millionen von Tonnen Bomben und Minen übersät wurde. Schätzungen zufolge sind bisher ungefähr 30% davon noch nicht explodiert – etwa 3,5 Mio Minen und 800 000 Tonnen Blindgänger liegen speziell in diesen Gebieten unter der Erde. Jedes abweichen gekennzeichneter Pfade ist noch immer lebensgefährlich. Seit Ende des Krieges 1975 wurden bis zum Jahre 2007 alleine in Vietnam 150.000 Menschen schwer verletzt – 45.000 davon Tödlich. Noch heute passieren täglich Unglücksfälle mit Sprengkörpern.

Pünktlich mit der morgendlichen Abfahrt von Hue zog ein Gewitter mit Starkregen über die Stadt, drei Stunden auf die Abfahrt warten hieß gleichzeitig, das Etappenziel für diesen Tag zu verschieben und nach ungefähr der Hälfte der Strecke in Khe Sanh die Nacht zu verbringen. Im nachhinein hat sich diese Verzögerung als riesen Glück erwiesen, weil der zweite Teil der Strecke war so herrlich zu fahren und Landschaftlich besonders, dass ich die vielen eingelegten Stopps missen würde.

Nach 60 km, wenn man auf dem Ho Chi Minh Trail ist, läßt der Verkehr spürbar nach. Obwohl diese Strecke in Richtung Norden die Hauptverbindungsstraße im Westen ist, befindet sich in dieser Landschaft kaum Verkehr auf der Straße. Nur wenn man in die Nähe eines Dorfes kommt, nimmt das lokale Motorrad-Aufkommen etwas zu.

Der Ort Khe Sanh taugt nur für eine Übernachtung,  etwas außerhalb auf dem Weg nach Norden liegt aber die ehemalige Khe Sanh Airbase – dem mit der größten und längsten Schlacht des Vietnamkrieges. 6.000 US-Soldaten waren auf diesem Flugfeld an der Laotischen Grenze von 20.000 Vietkong fast drei Monate eingekesselt und unter Dauerbeschuss. Die Amerikaner konnten nur aus der Luft versorgt werden, wobei die Flugzeuge nicht landen konnten sondern die Ladung abwerfen mussten. Außer einem kleinen Museum, ein etwas altem Militär-Equipment und ein paar Bunkern ist heute nicht mehr viel davon zu sehen. Das rund  um verwüstete Land wurde mit Kaffee und Kautschuk aufgeforstet – nichts deutet mehr darauf hin, was hier vor fast 50 Jahren geschah und monatelang durch die internationalen Medien geisterte.

Der Weg nach Norden verläuft parallel entlang zur Laotischen Grenze vorbei an kleinen Dörfern, in denen indigene Minderheiten leben. Die Grenze nach Laos ist in vielen Abschnitten offen, es wäre ohne weiteres möglich irgendwo links abzubiegen und man wäre ohne Kontrolle im anderen Land. Ich weiß nicht ob es Zufall war, aber als ich in einem Dorf stehen blieb um ein paar Fotos zu schießen, blieb nach 2 Minuten ein Motorroller mit zwei Beamten in Zivil darauf stehen und erklärte mir, ich solle weiterfahren da es sich hier um Grenzgebiet handle.

Der Ho Chi Minh Trail zwischen Khe Sanh und Phong Nha gehört mit zu den interessantesten Motorradstrecken die ich bisher gefahren bin. Die Straße ist durchwegs gut, Verkehr de facto nicht vorhanden. Über die gesamte Strecke von ungefähr 230 km  sind mir vielleicht 5 bis 6 Autos entgegengekommen. In der Nähe von Siedlungen trifft man vereinzelt auf lokalen Motorräder. Die Landschaft ist über weite Strecken naturbelassen, auf Grund des hügeligen Geländes kann man sehr oft einen herrlichen Ausblick genießen – einzig wenige Stellen, an denen Brandrodung für Plantagen betrieben wird, stören den Gesamteindruck.

Leider geht die schönste Zeit immer am schnellsten vorbei – als in der nahen Ferne die ersten Karstberge zu erkennen waren, dauerte es nicht mehr lange und Phong Nha war erreicht.

LG Heinz

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