Jodhpur, Rajasthan, Indien
Von Pushkar nach Jodhpur sind es ungefähr 200 km, die Straßen sind in Rajasthan hervorragend ausgebaut also dauert ein Ritt entlang der Hauptroute ohne Pausen so 4 bis 5 Stunden. Unterwegs kamen wir an einem kleinen Tempel auf einem Hügel vorbei, von dem aus man einen wundervollen Ausblick über die ausgetrockneten Ackerflächen hatte.
Trotz der hohen Temperaturen war die Fahrt nach Jodhpur sehr entspannt, einzig das Motorrad meines Begleiters zickte ein wenig herum. Der Motor ging einige Male während der Fahrt aus, funktionierte aber nach ein paar Sekunden wieder problemlos.
Jodhpur liegt in der Wüste Thar und ist mit mehr als 1 Mio. Einwohnern die 2. größte Stadt Rajasthans. Für mich ist Jodhpur mit seinen verwinkelten Gassen, den Tempeln, Palästen und dem Fort eine der schönsten Städte Indiens. Schon von weitem kann man das im 15. Jhdt. erbaute und über der Stadt thronende Meherangarh-Fort bewundern.
Jodhpur bedeutet Indien pur – es ist ein richtiges Abenteuer, mit dem Motorrad durch die engen Gassen der Altstadt zu fahren.
Als Erstes sahen wir es als notwendig an, sofort eine Werkstatt aufzusuchen, um dieses Elektrik-Problem zu lösen. Die vermeintliche Ursache war schnell gefunden, eine neue Batterie musste her und die Zündspule mit Kerzenstecker wurde getauscht. Es war zwar ärgerlich, weil wir bis jetzt seit der Abfahrt von Delhi vielleicht erst 1.000km hinter uns hatten, aber mit 4.000 INR (ca. €60) ließ sich das Problem lösen.
Besonders lässig ist der Ausblick, den man von der Burg auf die darunter liegende Stadt hat. Jodhpur wird auch die blaue Stadt genannt – weil die meisten Häuser der Altsadt in einem pastellfarbenen Blau gestrichen sind. Früher war es ein Privileg der höchsten Kaste, der Brahmanen (Priester), ihr Haus in dieser Farbe zu streichen. Heute kann das jeder machen, was dazu führt, dass fast jedes Haus in diesem Farbton gestrichen ist.
Unsere beiden Helme sind von der indischen Marke Studds – im Englischen wird der Begriff „stud“ anderweitig verwendet, worauf hin für uns relativ rasch klar war – als „running gag“ sind bis auf weiteres unter dem zweideutigen Motto „Two Studds on Tour“ unterwegs. Der Schmäh läuft den ganzen Tag – ohne Unterbrechung.
So gegen Abend, in der lauen Tageszeit ist es ein besonderes Vergnügen, durch die Altstadt Jodhpur mit ihren engen Gassen zu streifen. Man kommt mit den Menschen sofort in Kontakt, trinkt in kleine Straßencafes oder bei fliegenden Händlern einen Cay oder ein Bier und läßt auf diese Weise den vorangegangenen Tag mit seiner Gluthitze in aller Ruhe ausklingen.
Wir sind am Abend vor unserer geplanten Abreise mit einem jungen Mann ins Gespräch gekommen, der uns nach einer kurzen Unterhaltung als Statisten für einen Hollywood-Bollywood Kinofilm engagieren wollte. Zuerst hatten wir abgelehnt, aber nachdem wir erfahren hatten, dass dieser Film von den gleichen Leuten produziert wird, die auch „Slumdog-Millionaire“ gedreht hatten, entschlossen wir uns, unseren Plan über den Haufen zu werfen und noch etwas Zeit in Jodhpur anzuhängen.
Die Entscheidung ist uns auch deshalb nicht schwer gefallen, weil wir direkt am Fuße des Forts eine hervorragende Unterkunft gefunden hatten, in der wir unseren Aufenthalt problemlos verlängern konnten.