Ho Chi Minh City, Vietnam
Saigon war bis zum Jahre 1975 die Hauptstadt der damaligen Republik Vietnam, also von Süd-Vietnam. Nach dem Ende des Vietnam-Krieges und Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam wurde die Stadt in Ho-Chi-Minh-City umbenannt, wobei damit eigentlich der gesamte Großraum mit ca. 7 1/2 Mio. Einwohnern bezeichnet wird – der innere Teil, das direkt am Saigon-Fluss liegende Zentrum der Stadt hat als Bezirk den Namen Saigon behalten.
Diese Stadt ist das pulsierende und vibrierende Zentrum Vietnams und für mich der beeindruckendste Ort, den ich bisher auf meiner Reise durch Asien kennengelernt hatte. Im Vergleich zu Bangkok ist der Tourismus gering, die meisten Urlauber und Reisenden treffen sich im 1. District entlang weniger Straßen in den unzähligen Cafes, Restaurants und Bars. Etwas abseits, in den Seitengassen befinden sich Strassenküchen und kleine Lokale, die hauptsächlich von Einheimischen frequentiert werden. Ich hatte das Glück, in einer dieser kleinen Bier- und Schnapsschenken zu einer Runde von Expats – also Ausländer die in Saigon leben – zu stoßen, die sich täglich Abends bei ein paar Bier trafen. Amerikaner, Schotten und Australier – einige verbringen Ihre Rente dort, die anderen arbeiten als Englisch-Lehrer. Die Getränke sind sehr billig, der Gesprächsstoff interessant und nie enden wollend. Eine Reihe von langen Nächten in einer Runde von lässigen Typen, die ungefähr die gleiche Einstellung zum Leben und Reisen haben, machen dann den Abschied schwer. Leider ist mir in Saigon mein Mobiltelefon abhanden gekommen – ich bin mir nicht sicher, ob ich es verloren habe, oder es jemand besser gebrauchen konnte als ich. Jedenfalls sind damit auch die Fotos weg, die ich an diesen Abenden aufgenommen hatte.
Natürlich gibt es ausreichend Gelegenheit, in ausgedehnten Streifzügen durch die Stadt Sightseeing zu betreiben. Das Erscheinungsbild ist eine Mischung aus europäischer – vornehmlich französischer – und asiatischer Architektur, aus kolonialer Vergangenheit und aufstrebender Gegenwart. Obwohl Ho Chi Minh City sehr groß ist, lassen sich die interessanten Bauwerke und Denkmäler zu Fuß erreichen.
Die Rastlosigkeit der Stadt erkennt man am eindrucksvollsten am Verkehr, vornehmlich an den Legionen der Motorradfahrer. Subjektiv empfunden stehen Tausende an jeder Kreuzung oder passieren die Straße, wenn man sie überqueren möchte. Man benötigt gute Nerven und einiges an Erfahrung, um innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes an die andere Straßenseite zu gelangen.
Etwas südlich von Ho Chi Minh City, etwa 2 Stunden mit dem Autobus entfernt, beginnt das riesige Mekong-Delta. Der Fluss aus China kommend, ergießt seine Wassermassen, nachdem er in tausenden Kilometern 6 Länder durchflossen hat, ins Süd-Chinesische Meer. Das Mekong-Delta ist bekannt für seine Mangroven-Wasserlandschaft und die unzähligen Inseln, also war es vermeintlich das Beste, in einer organisierten Tour dieses Naturschauspiel näher zu betrachten. Über eines der Reisebüros war schnell ein Tagesausflug gebucht, leider war meine Wahl ein Griff ins Leere – anstatt eine interessante Natursafari zu erleben war ich in eine Kaffee-Fahrt geraten. Die Zielsetzung des Veranstalters war, Massentourismus mit Verkaufsveranstaltungen zu kombinieren, normale Produkte wie Honig oder Kokos-Zuckerl zu überhöhten Preisen an Touristen zu verscherbeln. Trotzdem konnte man zumindest Ansatzweise erahnen, wie es wohl sein würde, mit einem eigenen Boot über mehrere Tage durch diese Mangroven-Labyrinthe zu tuckern.
Also eines ist für mich klar – ich komme definitiv wieder nach Vietnam zurück, kaufe mir dort mein eigenes Motorrad und werde mehrere Monate durch das Land fahren. Da sollte dann auch die Möglichkeit gegeben sein, mit eigenem Boot ausgiebig durch das Mekong-Delta zu schiffen. Lg Heinz