Khardung La Rd, Leh, Jammu and Kashmir 194101
Von Lamayuru nach Leh, in die Hauptstadt der Region Ladakh sind es noch etwas mehr als 100 km auf dem sehr gut ausgebauten Srinagar-Leh Highway. Der erste Tag in der Hochebene verbreitet ein Hochgefühl. Für mich ist es so, als ob ich nach Hause kommen würde. Ich war schon mehrmals hier, das letzte mal vor 4 Jahren, als ich zu Fuß den Himalaya durchquert hatte. Bis jetzt kann ich ausschließlich auf positive Erlebnisse zurückblicken. Kulturell und landschaftlich hat Lamayuru mit seiner Gompa (Buddhistisches Kloster) und dem Moon-Valley einiges zu bieten.
Im 11. Jhdt. hatte Naropa, einer der höchsten buddhistischen Meister und Gelehrter in einer Höhle Zeit mit meditieren verbracht. Um diese Höhle herum wurde das Kloster erbaut und dient jetzt Gläubigen aus der ganzen Welt als Wallfahrtsort.
Im Kloster selbst trifft man täglich ein paar alte Ladies an, die den Mani-Stein-Mauern und Gebetsmühlen entlang spazieren um gegen ein Trinkgeld den Touristen als Fotomotiv zur Verfügung zu stehen. Wenn man sie fotografiert und ihnen kein Geld dafür gibt, werden sie richtig grantig.
Vom 8. – bis ins 15. Jhdt. war Zanskar ein buddhistisches Königreich. In der zweiten Hälfte des 20. Jhdts. war diese Region wie auch einige andere Regionen in Ladakh für Ausländer und Touristen wegen der indischen Konflikte mit Pakistan und China gesperrt. Seit diese Region wieder für Touristen geöffnet ist, entwickelte sich Zanskar mit seiner schroffen Landschaft, den entlegenen Dörfern und versteckten Klöstern zu einer beliebten Trekking-Destination für internationale Bergliebhaber. Bisher waren die entlegenen Orte nur über Eselspfade zu erreichen, in den letzten Jahren wurde aber auch hier vermehrt in den Straßenbau investiert. Als ich zu Fuß durch Zanskar marschiert war, hatte mich dieser Straßenbau gestört, weil meines Erachtens durch die Möglichkeit mit dem Auto überall hinzufahren der Massentourismus Einzug halten wird und dadurch die Ursprünglichkeit der Region verloren geht.Gott sei Dank ist es in dieser unwirtlichen Berggegend mit seinen ständigen Naturkatastrophen nicht so einfach und es wird noch Jahre dauern, bis Zanskar über Straße durchgängig zu durchqueren sein wird.
Zumindest einen Teil kann man jetzt schon mit dem Motorrad entdecken, für uns eine gute Gelegenheit in Richtung Süden, einen Abstecher in diese Region zu wagen.
In Photoskar, einem kleinen Ort zwischen Lamayuru und dem weiter südlich gelegenen Lingshed, waren wir bei einem Bauern in seinem Haus zum Mitagessen zu Gast. Das funktioniert in dieser Region ziemlich einfach. Man frägt sich von Haus zu Haus durch, ob man etwas zu Essen bekommen kann. Die meisten Menschen freuen sich wenn man bei ihnen, isst. Es ist für sie ein willkommener Zuverdienst in ihrem kargen Leben. Wir werden also gleich in die Wohnküche eingeladen, der Herr des Hauses bereitet uns ein einfaches Essen – bestehend aus Reis, Linsen und etwas Gemüse – zu, während die Frau weiterhin auf dem Feld arbeitet.
Auf dem Weg nach Leh, blieben wir noch in Alchi stehen – einem der sehenswertesten und interessantesten Klöster in Ladakh. Fotografieren in diesem Kloster ist nicht erwünscht, deshalb habe ich nur ein paar heimliche Fotos schießen können.
Die 3 Tage in Leh wurden von uns genutzt, uns auf die hohen Bergpässe vorzubereiten, einige meiner alten Freunde zu treffen und natürlich wieder einmal das Motorrad auf die bevorstehenden Etappen vorzubereiten. Der Royal Enfield Shop hatte eine riesen Freude mit mir, weil ich wieder einmal für einigen Umsatz gesorgt hatte. Neben einer Reihe von Kleinteilen war auch mein Antriebssatz – d.h. die beiden Ritzel und die Kette zu wechseln.
Um ins Nubra-Valley im Norden von Leh zu gelangen, muss man zuerst den Khardung-La, den mit 5.602 m höchsten mit einem Fahrzeug zu überquerenden Pass der Erde überwinden. Anfang Juni sind in Indien Ferien, billige Flüge aus Mumbai und Delhi nach Leh in Kombination mit einer wachsenden indischen Mittelschicht sorgen dafür, dass in den letzten 3 bis 4 Jahren hunderttausende Einheimische Touristen nach Ladakh kommen. Alle diese Touristen haben einen ähnlichen Tourplan. Sie möchten in möglichst kurzer Zeit so viel wie möglich von Ladakh sehen. Dazu gehört natürlich auch der Khardung La. Dementsprechend überfüllt war die Passstraße und auch der Passübergang selbst. Selbstverständlich haben auch wir Gebetsfahnen über dem Pass aufgehängt – so wie es der gelebte Buddhistische Brauch in den Ländern entlang des Himalayas ist.