Die Wüste Thar im Nord-Westen Indiens und Pakistans umfasst ungefähr 4 x die Fläche von Österreich und gehört zur Hälfte zu Indien. Die Hälfte des Wüstengebietes ist reine Sandwüste mit typischer Dünenlandschaft. In der Nähe von Jaisalmer ist ein Wüsten-Nationalpark eingerichtet. Diesen wollten wir besuchen – natürlich mit vollem Programm. D. h. Kamel-Reiten und Wüsten-Dinner inklusive. Der Manager unseres Hotels hat sich angeboten, mit seinem Jeep gegen einen moderaten Preis alles zu unserer Zufriedenheit zu organisieren. Nachdem er ein sehr angenehmer Zeitgenosse ist, war es für uns naheliegend, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Wir konnten früh Morgens direkt vom Hotel wegfahren – an seinen Musik-Geschmack hatten wir uns trotz der Lautstärke rasch gewöhnt. Wie bisher bei jedem Inder, war auch diesmal wieder Sonnenbrille meines Begleiters sein Objekt der Begierde.
Nicht nur wir sind in die Wüste unterwegs gewesen, sondern auch andere Fahrzeuge wie z.B. dieser Bus.
Zu Beginn unseres Ausfluges besuchten wir ein verlassenes Dorf, das schon mehr als 200 Jahre leer standen. Aufgrund der Trockenheit waren die Gebäude noch in einem sehr guten Zustand.
In diesem Teil der Wüste Thar befinden sich ungefähr noch 60 Dörfer, ein Teil davon mit muslimischer, der andere Teil mit hinduistischer Bevölkerung. Die beiden Religionsgruppen leben getrennt nach Religion in eigenen Dörfern – Probleme oder Übergriffe gibt es hier keine. Das Leben in der Wüste ist noch mehr von Trockenheit gezeichnet, als im Rest des Landes
In den Dörfern selbst steht in dieser Jahreszeit, also kurz vor der Regenzeit, kein Wasser mehr zur Verfügung. Deshalb werden alle diese Dörfer über einen verbliebenen See versorgt. Das Wasser teilt man sich mit den Tieren, der Transport und die Verteilung erfolgt mit Traktoren. Wasser gibt es solange noch welches im See enthalten ist. Sollte sich die Regenzeit verzögern, wird es für die Leute hier schwierig, sich mit Frischwasser zu versorgen. Bereits jetzt, 6 Wochen vor geschätzten Beginn der Regenzeit war der See schon ziemlich geleert.
Als Höhepunkt unserer Wüsten-Tour war der Ritt auf Kamelen angekündigt. Nach Eintreffen im Heimatort unseres Guides, wurde uns zuerst so wie es sich gehört, ein passender Turban gebunden. Offensichtlich glauben alle Inder, Rosa sei meine Farbe. Jedesmal bekomme ich einen in dieser schreiende Farbe verpasst.
Mein Kamel hieß Micheal Jackson, der Name des zweiten Kamels ist mir entfallen. Der Plan war, ungefähr 2 Stunden durch Sanddünen zu reiten, bis wir zu einem Rastplatz gelangen. Damit wir uns nicht verlaufen und die Kamele mit uns nicht durchgehen, wurden wir von zwei jungen Burschen an der langen Leine geführt. Am Rastplatz wurde ein Wüsten-Dinner zubereitet, bevor es wieder mit dem Jeep zurück ins Hotel ging.
Man kann in den Sanddünen auch übernachten, dafür stehen einfache Bettgestelle zur freien Verwendung zur Verfügung. Bis das Essen fertig war, dauerte es noch einige Zeit.
Unser Guide war mit dem Jeep bereits vorgefahren. Nigel war so intelligent, ihn mit der Beschaffung von ein paar Bier zu beauftragen. Das dürfte hier in den muslimischen Dörfern nicht so einfach sein. Er hatte es aber trotzdem geschafft, zwei Stück irgendwo aufzutreiben. Das Bier war ziemlich warm, aber trotzdem eine nette Abwechslung, die Zeit bis zur Fertigstellung unseres Dinners zu überbrücken.
Die große Herausforderung bei der Zubereitung von Essen in der Wüste ist der Sand. Man muss schon ziemlich geübt sein, um nicht zu viele Sandkörner in die Speisen zu bekommen. An der richtigen Technik müssen unsere beiden Jungen noch arbeiten. Das Essen war grundsätzlich gut zubereitet, nur hat es halt bei jedem Bissen geknirscht. Die Zähne wurden bereits mit dem Kauen blank geputzt.
Obwohl der Ritt auf den Kamelen schon einen gewissen Charme besaß, war es für uns um einiges Spannender, an einem andere Tag die Wüstentauglichkeit unserer Zweiräder zu testen. Passende Sanddünen waren ungefähr eine Stunde außerhalb der Stadt. Bevor es losging, gab’s noch ein kräftiges Frühstück in einem typischen lokalen Restaurant.
Die Wüste ist traumhaft mit dem Motorrad zu befahren. Allerdings nicht mit einer Royal Enfield. Die Bullets sind viel zu schwach und die Reifen sind die falschen. Trotzdem war es ein riesen Spaß, das Motorrad im Sand zu versenken, um es im Anschluss mühevoll mit gehörigem Körpereinsatz wieder heraus zu baggern. Bei unserem internen Wettbewerb ist er mit seinem Bike um ca. 1 Meter weiter die Düne hochgekommen, als ich.