Nha Trang, Khánh Hòa, Vietnam
Regen war mein ständiger Begleiter in den ersten Wochen – so auch natürlich auf der Fahrt von Da Lat nach Nha Trang. Pausen machten aus der eigentlich kurzen Strecke eine Ganz-Tagestour. Gegen 16:00 Uhr musste ich dann erst im Regen weiterfahren und kam schließlich kurz vor Dunkelheit in der Küstenstadt an.
Nha Thrang verkörpert eigentlich einen jener Orte, die ich gar nicht mag. Bettenburgen entlang endloser Strände und Geschäfte und Lokale die den Massentourismus bedienen können. Schlimmer war noch, dass es fest in russischer Hand ist – das erkennt man am ehesten am Warenangebot der Supermärkte. Mehr als die Hälfte der Verkaufsflächen sind mit Spirituosen und Alkoholischen Getränken jeglicher Art bestückt. Ich mag Russen eigentlich sehr gerne – in Zentral Asien und Russland habe ich sehr viele nette und herzliche Menschen kennengelernt. Aber wenn sie in Horden unterwegs sind, verhalten sie sich wie Engländer: Sonnenbaden – saufen – laut Grölen ist tägliches Programm.
Anhaltende Regenschauer zwangen mich auch in Nha Trang, vier Nächte zu bleiben.Es gibt nicht viele Sehenswürdigkeiten dort – einen alten Hindu-Tempel und ein paar buddhistische Pagoden. Diese sind allerdings wieder von Vietnamesen und Chinesen stark frequentiert.
Die Freude war groß, als der Wetterbericht Besserung versprach. Mein nächstes Ziel für einen längeren Zwischenstopp sollte Hoi An sein – auf dem Weg dorthin wollte ich die Gegend auf spannende und etwas herausfordernde Abschnitte überprüfen. Gleich am ersten Tag ist mir etwas passiert, dass ich so vorher noch nie gesehen hatte. Ich hatte einen Reifenplatzer – gut, davon hatte ich eigentlich schon viele. Aber noch nie auf diese Art – als wir den Mantel abzogen, war innen der gesamte Schlauch der Länge nach in der Mitte gespalten. Glücklicherweise ist es mir in einem kleinen Ort passiert, so konnte ich den Schaden gleich reparieren lassen.
Danach begann der große Spaß durch das Hinterland. Die Route wenn möglich so gewählt, dass ich mit dem Verkehr so wenig wie möglich zu tun hatte, konnte ich die nächsten Tage vornehmlich auf Schotter oder Lehm Pisten zurücklegen. Das Wetter war durchwegs schön und ich kam durch entlegene Orte und Landschaften, wie ich sie mir hier in Vietnam nicht vorzustellen vermochte.
Zwischendurch waren auch immer wieder Kaffee- und Kautschuk Plantagen zu passieren.
Ein Highlight dieser Tage war eine Passage, die mich stark an meine Enduro-Zeiten jüngerer Jahre erinnerte. 150 km purer Motorrad Wahnsinn – davon 50 km auf Dschungel-Tracks und durch Flüsse, die zu queren waren. Zwischendurch war mir schon etwas mulmig. Der GPS Empfänger meines Mobiltelefones ist sehr schwach, die meiste Zeit hatte ich kein Signal und konnte nicht überprüfen, wo ich da eigentlich hinfuhr. Steile Hänge durch den Wald rauf und runter, fast einen halben Tag lang fuhr niemand den selben Weg. Das kann einen langen Fußmarsch bedeuten – bei einer Panne oder wenn man verloren geht. Trotzdem war es bis zu diesem Zeitpunkt der eindeutige Höhepunkt meiner Reise.
Aber auch die schönsten Zeiten gehen einmal vorbei. Irgendwann kam ich zurück auf den Ho Chi Minh Hiqhway und es dauerte nicht mehr lange, dass mein Ziel Hoi An erreicht war. 4 Tage und 3 Nächte pures Vergnügen, dann war der nächste Touristische Höhepunkt erreicht. Meine Kleidung war zu waschen, mein Motorrad war zu waschen und ich natürlich auch. Frisch geputzt war es an der Zeit, wieder mal eine Pause einzulegen.
LG Heinz