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#23 – Via Nubra zum Tso Moriri

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Übersicht

Karzok, 194404

Die lokale Story – was so passiert ist

Der erste Blick auf das Nubra Valley war imposant. Um hierher zu gelangen, benötigt man eine Genehmigung, die man sich in Leh organsisieren kann. Das Flussbett des Shyok-Rivers schneidet sich tief in das Tal und schiebt Geröll und Sand vor sich her. Die wenigen Autos und Motorräder die auf diese Seite des Passes herunterkommen, bleiben bei diesem Anblick vorerst einmal stehen, um die ersten Fotos zu schießen. Von den vielen indischen Touristen direkt auf der Passhöhe sieht man nichts mehr. Die meisten sind nur zum Pass gefahren, um sich dort mit der Passmarkierung auf einem Foto zu verewigen, um anschließend wieder nach Leh zurückzukehren. Wir haben nicht mehr viel Zeit, für Nigel geht schön langsam seine Reise zu Ende. Deshalb verbringen wir nur eine Nacht in einer kleinen Ortschaft entlang des Flusses in diesem beschaulichen Tal.

Auf der Suche nach einer bestimmte Unterkunft in Sumur mussten wir eine Wasserstelle durchqueren. Wie immer konnte ich mich bei solchen Gelegenheiten nicht zurückhalten, wenn es eine Wasserdurchfahrt gibt, bin ich der Erste der rein muß. Ein Schlagloch in der Wasserstelle hatte dazu geführt, dass meine Elektrik ausgefallen war. Wie sich später herausstellte, hatte ein Kurzschluß in den Nass gewordenen Hupen die Sicherung durchgebrannt. Beim Überbrücken der Sicherung um festzustellen, was eigentlich passiert war, sind zusätzlich die Kabel verschmort.

Da half nur mehr Abschleppen. Mit einem einfachen Seil um die Lenkstange gewickelt, ließ ich mich vom 2. Studd in den Ort ziehen. Sollte das jemand nachmachen, dann bitte folgendes berücksichtigen: Es ist äußerst gefährlich, wenn die Seile an beiden Motorrädern fix verknotet sind. Das kann zu unangenehmen Unfällen führen. Deshalb empfehle ich, dass der zu Abschleppende das Seil um die Lenkstange wickelt und mit einer Hand am Griff festhält. In dem Fall kann man bei Gefahr das Seil sofort freigeben.

Ich bekam eine neue Sicherung, die Hörner waren vorsichtshalber von der Stromversorgung getrennt und konnte deshalb am nächsten Morgen die Fahrt fortsetzen. Vom Nubra Valley ging’s in Richtung Pangong Lake, einem großen See im Grenzgebiet den sich Indien mit China teilt. Die letzte Gelegenheit für mehrere hundert Kilometer zu tanken wahrgenommen, fuhren wir entlang des Flusses in Richtung Osten in eine Region die mir in ganz Ladakh am Besten gefällt – ins Chamtang.

Während einer kurzen Rast ist mir leider die zweite Brille innerhalb von 2 Tagen – also war meine Reservebrille auch kaputt. Während der Fahrt konnte ich sie mir irgendwie behelfsmäßig in den Helm klemmen, sobald ich den Helm abnahm, fiel sie mir wieder auseinander. The first cars turned back because of heavy snow fall.

Es gibt zwei Routen zum Pangong Lake – eine einfache und kürzere oder eine spannende, schwierigere über einen besonderen Pass  – den Wuri La. Wir haben natürlich den Wuri La gewählt und sind dabei das Erste Mal auf dieser an die Grenze des fahrbaren gestoßen. Bei diesem Pass sind ebenfalls so an die 5.300m Seehöhe zu überqueren, während der Annäherung konnte man von weitem erkennen, dass wir in einen Schneesturm fahren werden. Die ersten Autos kehrten um, weil sie auf Grund des Schneefalls nicht mehr weiter konnten. Eine Polizeistreife in ihrem Jeep kam die Straße herab und wollte uns aufhalten, weil die Passstraße wegen des Neuschnees gesperrt sei. Zuerst wollten sie uns nicht weiterfahren lassen, aber nach eine etwas 10-minütigen Diskussion konnten wir unsere Fahrt in das Weiß fortsetzen. Als Österreicher hat man generell einige Erfahrung mit Schnee, die Bergerfahrung in den Hochgebirgsregionen Europas, Asiens und Südamerikas unterstützte mich in meiner Argumentation. Dieser Wettereinbruch sei nicht von langer Dauer, unter dem Neuschnee liegt kein Eis, es gibt keine Lawinengefahr und im Gegensatz zu den Fahrzeugen, die den Berg runter kamen hatten wir neue Reifen mit Offroad-Profil – d.h. ausreichend Grip im Schnee sollte soweit vorhanden sein, dass wir langsam  aber sicher trotz vielleicht 20 cm Neuschnee den Pass überqueren könnten. Sollte sich der Schneesturm dramatisch verschlechtern, hätte wir immer noch genug Zeit, umzudrehen und die andere Route als Option nach Pangong. Dem konnten sich die Polizisten und auch Nigel nicht widersetzen.

Zwischendurch war es Nigel etwas mulmig, weil es rutschig war und er bisher keine Erfahrung mit Schneefall und Motorrad-Fahrten im Schnee hatte. Wir waren am ersten kritischen Punkt der gesamten Reise angelangt. Ich konnte ihn soweit beruhigen, es sei alles unter Kontrolle. Als sich nach einiger die Wolkendecke etwas lichtete, wurde ihm wieder sichtlich wärmer ums Herz. Der Schneefall hörte zur Gänze auf, die ersten Fahrzeuge von der anderen Seite des Passes hinterließen uns eine komfortable Fahrspur um selbst wie vorausgesagt problemlos an die andere Seite des Berges zu gelangen.

Das ist der Himalaya – so wie ich ihn kenne. Plötzliche Wetterumschwünge in den Höhen sorgen immer für etwas Überraschung. Kaum eine halbe Stunde hinunter und wir waren wieder im Grünen, um vom nächsten Ort wieder auf den nächsten Pass aufzufahren.

Der Chang La ist nochmals um etwa 60 m höher gelegen, der Schneefall auf diesem Pass war zwischendurch ein richtiger Schneesturm mit Eisregen vermischt. Aber mit dem Erlebnis der vorigen Pass-Überquerung hatte mein Begleiter den Chang La mit Bravour gemeistert.

Der Schnee- und Eisregen hielt für ungefähr 2 Stunden an. Bei der Abfahrt vom Chang La hatte ich große Probleme, der Motor setzte immer wieder plötzlich aus, ich musste rollen lassen oder zwischendurch sogar schieben. Nachdem wir die wärmeren Niederungen erreicht hatten, lief die Prinzessin wieder einwandfrei. Offensichtlich war mir am Pass etwas passiert, was man normalerweise nur bei Propeller-Flugzeugen sieht – der Vergaser war eingefroren.

Am Pangong See war ob der vielen indischen Touristen keine feste Unterkunft zu finden. Deshalb mussten wir in einem der zahlreichen Zelte übernachten, die dort in den Sommermonaten zu mieten sind. Die Menge an Leuten an dem sonst so ruhigen See waren Anlass genug, um unseren Aufenthalt auf ein Minimum zu beschränken.

Eine traumhafte Fahrt erlebt man entlang des Indus-Tales in Richtung Tso-Moriri. Der Fluss hat sich im Laufe der Zeit tief in den Fels geschnitten, die enge Schlucht mit der außerordentlich schlechten Straße erwies sich als richtiges Abenteuer.

Ungefähr auf halber Strecke durch das Tal, kurz nachdem wir einen kleinen Ort mit einem der vielen Militär-Camps passiert hatten, mussten wir anhalten, da bei uns beiden auf Grund der Rüttel-Strecke die Gepäck-Träger gebrochen waren. So konnten wir die nächsten 400 km bis in den nächsten größeren Ort nicht weiterfahren, also drehten wir um um zu schauen, wie wir hier das Problem lösen konnten. Der Militärposten am Eingangstor des Haupt-Camps teilte uns mir, dass wir hier keine Möglichkeit hätten, hier etwas reparieren zu lassen. In diesem Augenblick passierte ein älterer Herr, ein richtiger „Sir“, in Zivilkleidung den Posten und die Wachsoldaten nahmen Haltung an. Ich hatte ihn sofort in ein Gespräch verwickelt, wie sich herausstellte war er der Kommandant dieser Militärstation. 5 Minuten und einen Anruf später, fuhren wir mit unseren Bikes beim Instandhaltungs-Zug  des Camps ein und konnten unsere Gepäckträger auf Kosten der indischen Armee schweißen lassen.

Chamtang ist eine Hochebene im Osten Ladakhs, direkt an der Grenze zu Tibet – zahlreiche Seen umgeben von hohen Bergen bieten ein pittoreskes Panorama für Reisende, aber vor allem die Lebensgrundlage für tibetische Nomaden und Hirten, die in den Sommermonaten auf den endlosen Weiden mit ihren Tieren leben. Für Biker ist es die Gelegenheit, in einer traumhaften Szenerie nach Lust und Laune herumzukurven. Aufpassen sollte man allerdings, dass man die Fauna – die Wildtiere – in dieser Region nicht allzu sehr stört.

Ich bin schon zuvor auf meinen Wanderungen durch die Chamtang – Region mit Nomaden in Kontakt gewesen, die Menschen sind sehr zurückhaltend aber grundsätzlich friedlich und freundlich. Die Neugierde – gerade bei Kindern – obsiegt sehr rasch dem Misstrauen, auch wenn man sich nicht versteht, kommt man non-verbal leicht ins „Gespräch“.

Nigel hatte aus Neuseeland Buntstifte mitgebracht und hier das erste Mal die Gelegenheit gehabt, sie an Kinder weiterzugeben. Die Aufregung war groß, die Freude ebenso.

Der TsoMoriri ist einer der großen Seen in dieser Region, das salzhaltige Brack-Wasser machen ihn als Trinkwasser-Quelle unbrauchbar, um so schöner ist er aber in die Landschaft eingebettet. Leider kann man ihn mit dem Motorrad nicht umrunden, zu Fuß hatte ich schon das Vergnügen, ihn die volle Länge entlang zu marschieren. Der letzte Hügel vor dem Ort Korzok ist ein besonders spirtueller Platz, da kann man schon einmal Stunden verbringen, nur um über den See und die Landschaft zu blicken.

Ein kurzer Versuch, schnell einmal auf einer meiner früheren Wanderrouten die Berge über dem See hinauf zu fahren endete rasch in einem Schneefeld. Da konnte dann meine Prinzessin nicht mehr mit.

Eine Nacht in Korzok, dem direkt am See gelegenen, letzten Ort vor der Grenze zu China musste reichen. Der Weg aus den Bergen heraus war noch weit, wir mussten schließlich in ein paar Tagen zurück in Himachal Pradesh, in der Stadt Manali sein.

Cu Henry

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