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Travel with Henry > Alle Abenteuer > #1 – Kolkata

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Kolkata, West Bengal, India

Die lokale Story – was so passiert ist

Der Flug von Yangon nach Kolkata (das ehemalige Kalkutta) in Indien verlief völlig entspannt. Der Airbus von Air India hatte sicherlich mehr als 200 Sitzplätze, aber es befanden sich nicht mehr als 20 Passagiere an Bord. Man konnte sich seinen Sitz frei wählen, die Stewardessen waren freundlich, es war richtig entspannend. Das benötigt man auch, wenn man nach Indien fährt, weil dort geht es normalerweise immer Rund. Wie um darauf einzustimmen, wurden wir kurz vorm Ziel von einem Gewitter heftig durchgeschüttelt. Trotz anhaltendem, starkem Regen ging die Landung problemlos über die Bühne, schwierig wurde es erst vor dem Flughafen, bei der Suche nach einem Taxi. Ich kenne die Stadt von vorigen Reisen und hatte kurz vor der Abreise aus Myanmar noch schnell ein Hotel gebucht. Kaum war  die letzte Sicherheitsschleuse am Ausgang des Flughafengebäudes passiert, war ich von einem halben Dutzend Taxifahrern umringt, die laut „Taxi, Taxi, Sir“ riefen. Einige zerrten an meinem Rucksack, um ihn mir vom Rücken zu reißen und in den Kofferraum ihres gelben Ambassadors zu legen. Frei nach dem Motto – Ist das Gepäck erst mal im Auto, folgt der Fahrgast automatisch. So ein Gewusel aus Händen und Stimmen überlastet, sorgt für Stress und wenn man dem nachgibt, wird man besonders als Ausländer gnadenlos über den Tisch gezogen. Der Kardinalfehler wäre, das Gepäck aus der Hand zu geben und einfach loszufahren, bevor man einen passenden Fahrpreis verhandelt hat. Man würde unweigerlich ausgenommen. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Bedrängnis nicht bewusst veranstaltet wird um das Opfer zu verwirren und zu unbedachten Handlungen zu verleiten. In Asien und speziell in Indien kann ich es nicht sagen, ob dieses Chaos nicht doch absichtlich passiert oder es einfach wie in jedem Lebensbereich einfach nur kulturell bedingtes Programm ist. Aber aus Südamerika weiß ich, dass es sich dabei um eine weit verbreitete Taktik handelt, Leute bewusste abzuzocken. Bin dort selbst schon darauf reingefallen.

Also zwei mal laut geplärrt,  drei dieser Burschen mit weit ausladenden, bestimmten Armbewegungen aus dem Weg geschoben und jedes Angebot ignorierend durch den Pulk marschiert. Glücklicherweise verstehe ich kein Bengali, weil das Gemurmel dass mir nach geworfen wurde, war sicherlich nicht freundlich. Nachdem sich die Menge wieder verzogen hatte, war es an der Zeit, sich ein Taxi rauszupicken und mit den Preisverhandlungen zu starten. Das erste Angebot seitens des Taxifahrers lag bei 900 Rupien (INR) – also ungefähr 12 Euro – für eine ungefähr halb-stündige Fahrt. Mein letzter Aufenthalt in Kolkata war doch schon einige Jahre her, deshalb hatte ich überhaupt kein Gefühl für einen halbwegs stimmigen Preis. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass Taxifahrer, Straßenhändler, jeder der unaufgefordert Leistungen anbietet, Geschäfte in touristischen Gegenden hier in Indien mit ihrem ersten Angebot immer um das 3 bis 4-fache überziehen. Also lag mein erstes Gegenangebot bei 200 INR. Nachdem wir uns bei 500 INR festgefahren hatten, war es an der Zeit, den Taxifahrer wegzuschicken und den nächsten zu rufen. Auch bei dem kam ich nicht weiter runter als auf 400 INR. Vermutlich lag es daran, dass es schon nach 22:00 Uhr war, es stark regnete und mir meine Müdigkeit offensichtlich ins Gesicht geschrieben stand. Von meiner letzten längeren Taxifahrt in Delhi 4 Jahre zuvor wusste ich noch, dass für eine 8-stündige Stadtrundfahrt in einem klimatisierten Taxi 1200 INR zu bezahlen waren. Also konnte hier der Preis noch immer nicht stimmen. Ein vorbeigehender Einheimischer der die intensiven Verhandlungen mitbekommen haben dürfte, erwähnte dass es im Flughafengebäude ein Ticket-Office der Taxi-Gewerkschaft gibt. Ich hatte es zuvor nicht gesehen. also nichts wie hin. In solchen Verkaufsbüros bezahlt man im Voraus für die Fahrt und übergibt dem Fahrer nur sein Ticket. Mein Ticket-Preis lag genau bei 200 INR.

Der erste Spaziergang durch Kolkata am nächsten Morgen. Die Straßen sind fast Menschenleer – so richtig Rund geht es erst ab 11 Uhr morgens.

Viele der Straßenhändler und Taxi- und Rikscha-Fahrer schlafen täglich in ihren Fahrzeugen oder direkt auf der Straße. Die tägliche Morgenhygiene und das Wäsche waschen erfolgt dann an den öffentlichen Wasserstellen. Masala Dudh Cay (Milchtee mit Gewürzen) und ein typisches Frühstück – also Aloo Paratha mit Chana-Masala (mit Kartoffeln gefülltes Fladenbrot und Kichererbsen Curry) oder Samosa (frittierte Teigtaschen mit Kartoffelmasse gefüllt) bekommt man an jeder Straßenecke in einer der unzähligen Straßenküchen.

Ganze Familien mit ihren Kindern leben hier auf der Straße, richten sich Kochstellen ein und verdienen mit Arbeiten wie Müll sammeln gerade so viel, dass sie irgendwie durchkommen.

Das 1921 zu Ehren von Königin Victoria fertiggestellte Victoria Memorial gilt als eine der Touristenattraktionen in Kolkatta. Das Gebäude ist aus weißem Marmor erbaut und beherbergt ein Historische Museum. Trotz mehr als 30.000 Ausstellungsstücken ist das Gesamtangebot etwas dürr.

Mein Hotel befand sich in der Nähe des New Market, dem geschäftigen Zentrum der Stadt. Obwohl Kolkata eine Millionenstadt ist, lassen sich von dort einige der Sehenswürdigkeiten leicht zu Fuss erreichen. Wie z.B, das Mother House, das Ordenshaus der inzwischen verstorbenen Mutter Theresa, in dem sich auch ihr Sarkophag befindet. Ihr Name ist untrennbar mit den Armen und Kranken in Kalkutta verbunden, ihre Pflegeeinrichtungen sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

In unmittelbarer Nähe, in der Park Street befindet sich der South Park Street Cemetery, ein Friedhof aus dem Jahre 1767 der zu diesem Zeitpunkt der größte Christliche Friedhof außerhalb Europas oder Amerikas war. Das besondere ist die Mischung der Grabstellen in Gotischem bzw. Indo-Sarazenischem Stil. Obwohl der Friedhof bereits seit 1790 geschlossen ist, wird dieser Ort der Ruhe noch heute wie eine Parkanlage genutzt, um der Hektik der Großstadt zu entfliehen.

Kalkutta ist einzigartig, ist ein Spiegelbild der reinen Indien. Der hinduistische Glaube ist tief in der Bevölkerung verwurzelt, ist integraler Bestandteil des täglichen Tagesablaufs. An jeder Straßenecke findet man Tempel oder auch nur Heiligenfiguren.

Sowie sich natürlich auch einige große, heilige Tempel in der Stadt – wie z.B. der Dakshineswar Kali Tempel befinden. Diese Tempel sind aber nicht mehr zu Fuss erreichbar. Da war ich schon mit meinem Motorrad unterwegs.

Oder der Kalighat Kali Tempel – in den Tempeln selbst darf man nicht fotografieren. An den Eingängen werden die Taschen streng kontrolliert, es ist nicht möglich, eine Kamera mit hinein zu nehmen.

Entlang von Nebenflüssen des Ganges und Kanälen befinden sich Slums, kleine illegale Hütten die nur mit Kunststofffolien bedeckt sind. Ohne fließendes Wasser, ohne Stromversorgung verdienen auch hier die meisten ihr Geld mit Müllsammeln. Auch die Leute in den Slums bauen sich ihre eigenen Schreine mit hinduistischen Gottheiten unter Bäumen.

Die Howrah Bridge und den Howrah Bahnhof im Zentrum der Stadt sollte man auch nicht versäumen…

Cu Henry

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