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Seidenstraße & Pamirs #12 – In den Fansky-Gori

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Übersicht

Dushanbe, Tajikistan

Die lokale Story – was so passiert ist

An dieser Stelle möchte ich mich zu aller erst bei allen Freunden, Bekannten und Lesern für die netten Kommentare zu den einzelnen Beiträgen bedanken. Das rege Interesse freut mich sehr und ist ausreichend Ansporn, den Blog weiterhin mit vollem Elan zu pflegen.

Die Fan-Mountains im Norden von Dushanbe sind das Wanderparadies in Tajikistan und gelten als Geheimtipp für exotische Trekkingreisen. Um dorthin zu gelangen, musste ich wieder zurück durch den berüchtigten Tunnel am Anzob-Pass. Knapp 6 Kilometer und unbeleuchtet, ohne Straßenbelag mit tiefen wassergefüllten Löchern und Rinnen, abgestellten Baufahrzeugen und sonstigen Hindernissen machen bei gleichzeitigen Gegenverkehr die Durchquerung zu einer Geisterbahnfahrt. Wie nach einem Vollbad in voller Montur fährt man den Berg wieder runter, auch wenn man sich die einzelnen tiefen Wassersenken merkt, beim Ausweichen findet man sicherlich eine neue, noch tiefere.

 

Bereits bei der Einfahrt in den Tunnel versperrt an beiden Seiten eine ca. 60 cm tiefe Lacke den Weg für Fahrzeuge mit geringerer Wat-tiefe.

Iskander-Kul (Alexander-See) – der Sage nach von Alexander dem Großen erschaffen, um durch die Flutung des Tales seine Feinde zu vernichten.

Direkt am See die Präsidenten-Datscha – das Camp David Tajikistans… und 200 m daneben in einem kleinen Wald meine Datscha.

Ein paar Groupies – Kati ist wie immer begehrt

Mein Ziel war eine mehrtägige Wanderung zu den einzelnen Seen rund um den Chimtarga, mit knapp 5.500 m die höchste Erhebung in den Fansky-Gori. Als Ausgangspunkt dafür hatte ich mir das Alplager von Artuch gewählt, auf dem Weg dorthin machte ich noch in Kum, der letzten Festung des Sogdenfürsten Dewastich halt. Hier vernichteten die Araber im Jahre 722 das Reich der einstigen Herrscher von Samarkand und Buchara.

Die letzten Überreste der im Kampf zerstörten Festung. Die Auffahrt in das Seitental von Kum verläuft zuerst durch eine enge, schroffe Schlucht bevor man in ein weites, fruchtbares Tal kommt

Kurz vor Artuch kommt man am Grab von Rudaki vorbei, dem Begründer der modernen Sprachen Farsi (Iran), Darsi (Afghanistan) und Tajik (Tajikistan)

Abseits der Hauptstraßen ist das Fahren in Tajikistan nur mehr mit Jeeps oder geländegängigen LKW’s möglich. Flussdurchfahrten, Felspassagen, steile Abhänge und Auffahrten sowie offenes Gelände sorgen wahre Offroad-Abenteuer. Während der knappen Woche in den Bergen war ich jeden Tag am Motorrad bereits ab der Früh durch und durch nass.

In Artuch befindet sich das Alplager – zwar für russische Alpinisten erbaut, könnte aber genau so in den österreichischen oder schweizer Alpen stehen. Im Lager traf ich durch Zufall Stefan aus Kufstein wieder, mit dem ich bereits in Tiflis / Georgien zwei Nächte in der gleichen Pension verbracht hatte.

Stefan, inmitten einer Gruppe tajikischer Touristen.

Einer der Besitzer des Alplagers feierte ein Geburtstagsfest, zu dem ich eingeladen wurde. Das Essen war ausgezeichnet und wie der Vodka in rauen Mengen vorhanden. Nachdem ich bei der Gelegenheit erfuhr, dass eine mehrtägige Wanderung auf Grund der aktuellen Schneelage nicht möglich sei war es schließlich egal, dass ich den halben nächsten Tag durch übermäßigen Konsum des russischen Nationalgetränkes verschlief.

Ein bisschen zum Wandern bin ich aber trotzdem gekommen. Den Chimtarga konnte ich aber leider nicht sehen, da es am nächsten Tag leider zu Regen begann.

Bei Schlechtwetter fiel die Entscheidung leicht, ein paar Täler weiter zu fahren. Kurz vor der usbekischen Grenze zieht sich ein Tal nach Süden, in dem in Kaskaden sieben Seen hintereinander aufgereiht sind. Am 3. See traf Helga und Karsten aus Erlangen wieder – die beiden sind mit ihrem Merzedes G ebenfalls in die Mongolei unterwegs – wir hatten in Samarkand einige Nächte gemeinsam in der gleichen Pension geschlafen. Gemeinsam machten wir dort einen Tag Rast, da es durchgängig regnete – die beiden waren hervorragend ausgestattet und haben mich während des Aufenthaltes am See fürstlich verpflegt – nochmals herzlichen Dank dafür.

Bei der Auffahrt zum letzten der Sieben Seen hatten Kati und ich unseren ersten gemeinsamen Überschlag. Im Gegensatz zu mir hatte der riesige Felsbrocken nicht ignoriert, dass ich mit seitlichem Gepäck unterwegs war. Die Kollision mit meinem Alukoffer bei der Querung eines Hanges führte zu einem filmreifen Purzelbaum – wir haben es beide relativ unbeschadet überstanden. Bei der Bergung von Kati waren mir einige Bewohner eines nahegelegenen Dorfes behilflich.

Nachdem ich bis jetzt den Chimtarga noch immer nicht gesehen hatte, wollte ich es über den Alaudin-See versuchen. Die Auffahrt war so ziemlich das anstrengendste, das ich bisher auf meiner Reise erlebt hatte – 7 Flüsse und Bäche waren zu durchqueren, schroffe Schluchten, durch den Regen aufgeweichtes Gelände und nasse Felsen – eine richtige Hard-Enduro Passage.

Hier endet die Zivilisation – es gibt lediglich einige Hirtendörfer ohne Strom und Versorgung von Aussen – die Menschen leben eins mit der Natur.

Schliesslich war ich doch am Ziel und konnte am Alaudin-Lake die höchsten Berge des Fan-Gebirges bestaunen

Rechts Chimtarga, 5489m – links Peak Energija 5120m

Zurück in Dushanbe traf ich David, einen englischen Lehrer der hiesigen Technischen Universität. Er lebt mit seiner Familie sein 7 Jahren hier und freut sich über die alten Reifen meiner Kati.

David hat sein Motorrad von irgendeinem Weltreisenden in Afghanistan erstanden – es ist alt aber es fährt.

Bevor es in den Pamir geht, mussten noch die Spuren des letzten Ausrutschers in den Bergen beseitigt werden – nebenbei war bereits zum 5. Mal der Sturzbügel gebrochen.

Andrej, ein russicher Motorrad-Spezialist bei der Arbeit.

So, heute geht’s ab in den Pamir, die natürlichste und zugleich auch die härteste Etappe meiner Reise. Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder die Gelegenheit habe, ein paar Zeilen und Fotos im Blog zu veröffentlichen, aber ich machs natürlich so schnell wie möglich.
Bis zum nächsten Mal.
LG Heinz

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